Im Jahr 2021 wird mit Unterstützung durch Bundesmittel das Jubiläumsjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland begangen, mit Bezug auf die früheste bekannte Erwähnung von Juden im Gebiet der heutigen Bundesrepublik im Jahr 321 in Köln.[1]

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble fand treffende Worte für diesen historischen Anlass: „In diesem Jubiläumsjahr machen wir uns bewusst, wie vielfältig 1.700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland sind. Hier forschten und dichteten sie, arbeiteten im Handel und im Handwerk, Kunst und Musik, als Anwälte oder Ärzte. Für Deutschland kämpften sie im Krieg. Juden wirkten an Fürstenhöfen und sie mussten in Gettos wohnen. Sie lebten ihren Glauben orthodox oder liberal, für alle sichtbar oder versteckt. Im 19. Jahrhundert bekannten sich einige deutsche Juden zum Zionismus. Weitaus mehr identifizierten sich mit Deutschland.

Die deutsch-jüdische Geschichte ist eine Geschichte der Widersprüche.

Sie erzählt vom alltäglichen Miteinander und von Spannungen mit der nicht-jüdischen Umgebung. Sie kennt Phasen der Toleranz und Zeiten der Ausgrenzung, Wellen der Verfolgung genauso wie Erfolge in Kunst und Kultur, in Wissenschaft und Wirtschaft.

Und sie kennt ein Menschheitsverbrechen:

Den Versuch, die jüdische Geschichte nicht nur aus der deutschen, sondern aus der Weltgeschichte zu tilgen.“[2]

Nach 1945 gab es nur wenige jüdische Überlebende der Shoa, die in Deutschland blieben bzw. nach Deutschland kamen oder zurückkehrten.

Durch die Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er Jahren und auch durch Israelis, die in Deutschland leben, wuchs die jüdische Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt an. Heute gibt es über 100 jüdische Gemeinden mit etwa 100.000 Mitgliedern. Im Bewusstsein der historischen Verantwortung Deutschlands unterstützt die Bundesregierung jüdisches Leben in Deutschland in unterschiedlichen Bereichen auch finanziell.[3] Dass das Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland nach wie vor bedroht ist, zeigte in besonders erschreckender Weise der Angriff auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019, der auch einmal mehr die Relevanz der Sicherheitsmaßnahmen – sowohl der bestehenden, als auch der noch erforderlichen – für jüdische Einrichtungen deutlich machte. Auch andernorts gab es Anschläge auf Synagogen etwa in Wuppertal (2014), Berlin (2019) oder Ulm (2021).

Auf Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen gibt es vielfältige Initiativen und Projekte von Politik und Zivilgesellschaft, um das Kennenlernen und die Begegnung von Juden und Nichtjuden in Deutschland zu fördern. Dies findet in unterschiedlichen Bereichen statt wie Kultur, Sport, Bildungsarbeit, interreligiöser Dialog u.a. Ein wichtiger Aspekt sind hierbei auch die Beziehungen zwischen Deutschland und dem jüdischen Staat. Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel im Jahr 1965 sind bis heute rund 100 bilaterale Städtepartnerschaften entstanden. Zudem gibt es eine Vielzahl von Austauschprogrammen und Organisationen, die sich für die deutsch-israelische Freundschaft engagieren.


 

[1] Website zum Jubiläumsjahr: https://2021jlid.de/

[2] https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2021/20210127-818708

[3] https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/staat-und-religion/juedische-gemeinschaft/juedische-gemeinschaft-node.html

„Dieses Datum bietet eine großartige Chance, die dauerhafte Präsenz der Juden in Deutschland zu feiern und ihre Beiträge zu unserem Land mit all seiner Geschichte und Kultur zu würdigen. Ich bin dankbar für jede Veranstaltung, jede Zusammenarbeit und jede Publikation in diesem Geist. Ich hoffe, dass dieses Jubiläum eine positive Atmosphäre für die heute unter uns lebenden Juden befördert und verbreitet.“

Matthias Böhning

Initiative 27. Januar

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